Starb Jesus für die Sünden der Menschen?
Was lehrt der Islam über Jesus (Friede sei auf ihm)?
„Und wegen ihrer Rede: ‚Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, getötet’, während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet. Vielmehr hat Allah ihn zu Sich emporgehoben, und Allah ist allmächtig, allweise." (Qur’an Sure, 4:157)
Im Islam ist Jesus (Friede sei auf ihm) nicht der Sohn Gottes oder Gott selber, sondern im Islam ist Jesus (Friede sei auf ihm) einer der gewaltigsten Gesandten des allmächtigen Gottes und er wurde von der Jungfrau Maria (Friede sei auf ihr) ohne Vater geboren.
Dieses Ereignis wird oftmals angezweifelt, während gleichzeitig die Erschaffung von Adam (Friede sei auf ihm) ohne Mann UND ohne Frau hingenommen wird.
Weiterhin wird im Qur´an berichtet, dass Jesus (Friede sei auf ihm) große Wunder vollbracht hat. Beispielsweise, dass er bereits in der Wiege gesprochen hat oder dass er einen Tisch vom Himmel hat herabkommen lassen. Dies ist im Christentum als „Abendmahl" bekannt geworden.
Diese Wunder hat Jesus (Friede sei auf ihm) jedoch nicht aus eigener Kraft und Macht bewirkt, sondern mit der Erlaubnis seines Schöpfers, mit der Erlaubnis des allmächtigen Gottes, dessen Befehl alles und jeder untersteht.
Wie aus oben stehendem Vers deutlich wird, lehnt der Islam die Geschichte der Kreuzigung komplett ab. Der islamische Glaube lehrt, dass Jesus (Friede sei auf ihm) kurz vor dem Jüngsten Tag als eindeutiges Zeichen für die Menschheit wiederkehren und dann sterben wird.
Ferner steht im Qur´an, dass niemand die Sünde eines anderen tragen kann und darf. Dadurch ist es natürlich gleichzeitig ausgeschlossen, dass jemand für die Sünden einer anderen Person stirbt.
„Und keine Last tragende (Seele) soll die Last einer anderen tragen; und wenn eine schwer beladene um ihrer Last willen ruft, soll nichts davon getragen werden, und handelte es sich auch um einen Verwandten. Du kannst die allein warnen, die ihren Herrn im Geheimen fürchten und das Gebet verrichten. Und wer sich reinigt, der reinigt sich nur zu seinem eigenen Vorteil; und zu Allah ist die Heimkehr." (Qur’an Sure, 35:18)
„Und wer eine Sünde begeht, der begeht sie gegen sich selbst; und Allah ist allwissend, allweise. Und wer einen Fehler oder eine Sünde begeht und sie dann einem Unschuldigen zur Last legt, der trägt eine Verleumdung und eine offenkundige Sünde." (Qur’an Sure, 4:111 f.)
Der Islam lehrt weiterhin, dass Gott allverzeihend ist. Adam (Friede sei auf ihm) hat seinen Fehler (vom verbotenen Baum zu essen) aufrichtig bereut und deshalb wurde ihm verziehen. Kein Mensch nach ihm muss für seine Sünde büßen und leiden, denn Gott ist absolut gerecht und bestraft einen jeden nur für die Sünden, die dieser Mensch selbst begangen hat. Weder müssen Fremde füreinander büßen noch Verheiratete oder Blutsverwandte. Ein anderes System der Bestrafung als dieses würde auch dem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden der Menschen widersprechen.
„Und als dein Herr zu den Engeln sprach: ‚Wahrlich, Ich werde auf der Erde einen Nachfolger einsetzen’, sagten sie: ‚Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil anrichtet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob preisen und Deine Herrlichkeit rühmen?’ Er sagte: ‚Wahrlich, Ich weiß, was ihr nicht wisset.’" (Qur’an Sure, 2:30)
An dieser Stelle ist deutlich zu erkennen, dass es zum menschlichen Dasein dazu gehört, Fehler zu machen. Gleichzeitig manifestiert sich in diesen Fehlern die Barmherzigkeit Gottes, Der vergebend, gütig und allbarmherzig ist.
Auch aus folgendem Hadith geht hervor, dass Gott den Menschen erschaffen hat und dass es Bestandteil von dessen Existenz ist, Fehler zu begehen:
Der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) sagte:
„Bei, dem in dessen Hand meine Seele ist, würdet ihr keine Fehler machen, würdet ihr keine Sünden begehen, dann würde Allah euch wegschaffen. Und dann würde er ein anderes Volk erschaffen, die Sünden machen werden und die dann Allah um Vergebung bitten werden. Und Allah wird ihnen verzeihen."
Ebenso wie es zum Leben eines Menschen gehört Fehler zu machen und Sünden zu begehen, gehört es auch dazu, für diese Fehler und Sünden um Verzeihung zu bitten um eine höhere spirituelle Ebene zu erreichen und das Wohlgefallen Gottes zu erreichen.
Darum sagte der Prophet Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm) auch, dass alle Söhne Adams (Friede sei auf ihm) Fehler machen und dass die Besten unter ihnen diejenigen sind, die Reue dafür zeigen.
Der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm), berichtet, dass Allah sagte:
„O Sohn Adams, solange du Mich bittest und auf Mich hoffst, werde Ich dir vergeben, was du getan hast, und beachte es nicht. O Sohn Adams, wenn deine Sünden bis zu den Wolken reichen würden, und du mich um Vergebung bittest, werde ich dir vergeben. O Sohn Adams, wenn du zu mir kommst mit Sünden so groß wie die Erde, und stehst mir gegenüber ohne Schirk begangen zu haben, werde Ich dir mit ebenso großer Barmherzigkeit begegnen."
Voraussetzung für die Vergebung der Sünden ist die aufrichtig und tief empfundene Reue des Gläubigen sowie seine feste Absicht, die Sünde nicht zu wiederholen.
„Und diejenigen, die wenn sie etwas Schändliches getan oder gegen sich gesündigt haben Allahs gedenken und für ihre Sünden um Vergebung flehen; und wer vergibt die Sünden außer Allah? Und diejenigen, die nicht auf dem beharren, was sie wissentlich taten für diese besteht ihr Lohn aus Vergebung von ihrem Herrn und aus Gärten, durch die Bäche fließen; darin werden sie ewig sein, und herrlich ist der Lohn der Wirkenden." (Qur’an Sure, 3:135 f.)
In einem Hadith, den der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) von Allah berichtet heißt es:
„[…] Oh Meine Diener, wenn die ersten unter euch und die letzten unter euch, die Menschen unter euch und die Dschinn unter euch frömmeren Herzens wären als irgendeiner unter euch, so fügte dies Meiner Herrschaft nichts hinzu. Oh Meine Diener, wenn die Ersten und die Letzten unter euch, die Menschen unter euch und die Dschinn unter euch sündigeren Herzens wären als irgendeiner unter euch, so verminderte dies Meine Herrschaft um nichts."
Das christliche Prinzip der unbedingten Bestrafung von Sünden findet im Islam keine Anwendung. Die Anwesenheit eines Sünders schadet Gott nicht, noch beeinträchtigt sie Ihn in irgendeiner Weise. Weder bringen die Sünden der Menschheit einen Schaden über Ihn noch bringt die Anbetung der Gläubigen einen Nutzen für Ihn.
Allein für den Menschen selbst wirken sich seine guten oder schlechten Taten positiv bzw. negativ aus.
An folgenden Versen wird offenkundig, was mit dem Herzen eines sündigen Menschen geschieht:
„Nein, jedoch das, was sie zu tun pflegten, hat auf ihre Herzen Schmutz gelegt." (Qur’an Sure, 83:14)
„Versiegelt hat Allah ihre Herzen und ihr Gehör; und über ihren Augen liegt ein Schleier; ihnen wird eine gewaltige Strafe zuteil sein." (Qur’an Sure, 2:7)
Jeder Mensch, der schlechte Taten begeht, wird dafür zur Rechenschaft gezogen und je mehr Sünden er begeht, desto schwieriger wird es für ihn werden, auf den richtigen Weg zurück zu kehren. Denn, wie in den oben genannten Versen angekündigt, wird sein Herz versiegelt und unzugänglich gemacht werden und er wird sich in seinen Sünden immer weiter verlieren, bis er den Sinn für das Richtige völlig verloren hat.
„Und diejenigen, die wenn sie etwas Schändliches getan oder gegen sich gesündigt haben Allahs gedenken und für ihre Sünden um Vergebung flehen; und wer vergibt die Sünden außer Allah? Und diejenigen, die nicht auf dem beharren, was sie wissentlich taten für diese besteht ihr Lohn aus Vergebung von ihrem Herrn und aus Gärten, durch die Bäche fließen; darin werden sie ewig sein, und herrlich ist der Lohn der Wirkenden." (Qur’an Sure, 3:135 f.)
Doch es ist nie zu spät umzukehren. Solange ein Mensch sich in aufrichtiger Reue Gott zuwendet, wird Dieser ihm vergeben und ihn dafür belohnen. Wichtig ist aber, dass die Reue aufrichtig ist und dass der Mensch sich von seinen Sünden distanziert und diese nicht wiederholt.
„Sprich: ‚O meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit; denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige." (Qur’an Sure, 39:53)
Natürlich sollte jeder Gläubige sich darum bemühen Fehler zu vermeiden, passieren sie trotz seiner Bemühungen, so darf er auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Schließlich – wie bereits erläutert – hat Gott den Menschen bewusst genau so erschaffen, dass dieser zu Fehlern und Schwächen neigt. Die Prüfung im Diesseits besteht darin, diese Fehler, Schwächen und Sünden zu vermeiden.
Sterben muss niemand, damit ihm seine Sünden vergeben werden – und erst recht ist es zurückzuweisen, dass jemand für die Sünden anderer sterben und büßen muss.
Im Islam gibt es ein vollkommen gerechtes System zur Vergebung von Sünden, mit einfachen Voraussetzungen, die von jedem Gläubigen verstanden und akzeptiert werden können.
„…und wer vergibt die Sünden außer Allah?" (Qur’an Sure, 3:134)
Was lehrt das Christentum über Jesus (Friede sei auf ihm)?
Jesus (Friede sei auf ihm) kam mit einer göttlichen Botschaft zu den Menschen. Diese Offenbarungsschrift, das Evangelium, ist heute nicht mehr in seiner originalen Form vorhanden. Lediglich von Menschen geschriebene Versionen, wie z. B. die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind noch existent. Es gibt zwar noch weitere solcher Schriften, doch diese zählen nach dem Beschluss des Konzils aus dem Jahre 364 n. Chr. nicht mit zu den 27 Büchern des Neuen Testaments. Sie wurden praktisch aussortiert.
Zwar werden im Islam die früheren Offenbarungsschriften akzeptiert, jedoch nur in ihrer ursprünglichen Form. Die heutigen Exemplare sind geändert und verfälscht worden, was eine anerkannte Tatsache ist.
„Verlangt ihr denn, dass sie euch glauben, wo doch eine Schar von ihnen das Wort Allahs bereits gehört und es dann, nachdem sie es begriffen hatten, bewusst verfälschten?" (Qur’an Sure, 2:75)
„Doch wehe denen, die das Buch mit ihren eigenen Händen schreiben und dann sagen: "Dies ist von Allah", um dafür einen geringen Preis zu erlangen! Wehe ihnen also ob dessen, was ihre Hände geschrieben und wehe ihnen ob dessen, was sie erworben haben!" (Qur’an Sure, 2:79)
Sogar in der Bibel selbst findet sich eine Warnung vor genau diesem Ereignis:
„Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir und das Gesetz des Herrn ist bei uns? Ja! Aber der Lügengriffel der Schreiber hat es zur Lüge gemacht." (Jeremia 8, 8)
Welche Aussagen gibt es diesbezüglich in der gegenwärtigen Literatur?
- Encyclopaedia Britannica, 12. Ausgabe, Band 3 S. 643: „Es ist jedoch Tatsache, dass jedes Buch im Neuen Testament, zurzeit mehr oder weniger Gegenstand von Kontroversen ist, und Einfügungen werden selbst für die vier Briefe vorgenommen."
- Encyclopaedia Biblica, Band 4 S. 4980: „Die überwältigende Mehrheit der anderen Lesearten des Neuen Testaments waren von Anfang an absichtliche Änderungen. Das Neue Testament stellte in früher Zeit keine kanonische Autorität dar. Änderungen und Beifügungen würden tatsächlich vorgenommen, wenn man sie als Verbesserung ansah."
Trotzdem steht auch heute noch in der Bibel klar und deutlich geschrieben, dass Jesus (Friede sei auf ihm) nicht aus eigener Kraft Wunder gewirkt hat, sondern lediglich mit der Erlaubnis des allmächtigen Gottes:
„Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat." (Johannes Evangelium 5, 30)
Während in der islamischen Glaubenslehre die Erzählung über Adam (Friede sei auf ihm) zu Beginn der Schöpfungsgeschichte eine Geschichte von Sünde, Reue und Vergebung ist, lehrt das Christentum, dass durch die Sünde eines Einzigen, nämlich Adam (Friede sei auf ihm), die gesamte Menschheit zu Sündern geworden ist (vergleiche Römer 5, 12). Dieser Fehler könne nur durch die gute Tat eines anderen, nämlich Jesus (Friede sei auf ihm), gesühnt werden. Daher musste Jesus (Friede sei auf ihm) nach christlicher Doktrin für diese Sünden sterben, um die von Adam (Friede sei auf ihm) herbeigeführte Trennung zwischen Gott und den Menschen wiederherzustellen.
Gemäß dem Islam sind die Schwierigkeiten für jeden Einzelnen auf dieser Welt seine individuelle Probe, wohingegen diese Schwierigkeiten dem Christentum nach eine Strafe für den Fehler Adams (Friede sei auf ihm) sind.
„(Er, ) der den Tod erschaffen hat und das Leben, auf dass Er euch prüfe, wer von euch die besseren Taten verrichte; und Er ist der Erhabene, der Allvergebende." (Qur’an Sure, 67:2)
Starb Jesus (Friede sei auf ihm) nun also für die Sünden der Menschen?
In Anbetracht der Tatsache, dass die Bibel unzweifelhaft abgeändert worden ist, sowie dass es hinsichtlich der Behauptung, Jesus (Friede sei auf ihm) wäre am Kreuz gestorben, viele Widersprüchlichkeiten in ihr gibt, sollte jeder Einzelne sich fragen, ob nicht vielleicht die islamische Glaubenslehre die richtige ist.
Aus der Bibel ergeben sich zwei Antworten:
- Jesus (Friede sei auf ihm) ist für die Sünden der Menschen gestorben.
- Jesus (Friede sei auf ihm) ist nicht für die Sünden der Menschen gestorben.
Belege für die erste Behauptung stehen hauptsächlich im Neuen Testament, vor allem in den Briefen des Apostel Paulus, der die heute vorhandenen Lehren der Kirche maßgeblich beeinflusst hat. Die Überzeugung, dass Paulus sogar der eigentliche Gründer des heutigen Christentums ist und nicht Jesus (Friede sei auf ihm), wird nicht nur von Muslimen geteilt.
So hat Paulus beispielsweise behauptet, er hätte Jesus (Friede sei auf ihm) getroffen und dieser hätte ihn dazu inspiriert Briefe zu schreiben, die heute Bestandteil des Neuen Testaments sind.
Die Opfertodtheorie geht ebenfalls auf Paulus zurück und wurde möglicherweise durch das griechisch-römische Reich beeinflusst.
Abgesehen von Paulus´ Darlegung geht aus der Bibel nicht hervor, dass Jesus (Friede sei auf ihm) für die Sünden der Menschheit gestorben ist.
Im Gegenteil, es finden sich eher konträre Aussagen zu seiner Behauptung – so zum Beispiel im Alten Testament, als das Volk Israel für seine Sünden Tiere opfern sollte oder als Aaron (Friede sei auf ihm) von zwei Böcken den einen geschlachtet, dessen Blut auf dem Altar verteilt hat und anschließend den zweiten Bock in die Wildnis geschickt hat. Dieser zweite Bock sollte die Sünden hinfort tragen. Natürlich waren das auch Opferungen, jedoch wurden hier Tiere als Buße geopfert und es ist deutlich geschrieben, dass nicht das Opfertier die Sünde zu tragen hatte, sondern der lebendige Bock, der fortgeschickt wurde.
Laut christlicher Doktrin muss unabdingbar an den Opfertod von Jesus (Friede sei auf ihm) geglaubt werden, dies sei der einzige Weg in das Paradies. Akzeptiert man diese Lehre, so ist es gleichgültig, welcher Religion man angehört oder welche Sünden man begangen hat. Um es also auf den Punkt zu bringen: Auch Adolf Hitler oder derjenige, der die Atombombe auf Hiroshima geworfen hat, muss lediglich die Theorie des Opfertods annehmen und wird dafür mit dem Paradies belohnt.
Was aber ist mit denjenigen, die vor Jesus (Friede sei auf ihm) gelebt haben? Auch diese Menschen wurden doch laut Paulus mit der Erbsünde geboren und ganz eindeutig haben sie nicht an den Opfertod geglaubt, schließlich gab es diese Lehre damals noch nicht.
Ist das akzeptabel? Warum wird diese unerlässliche Voraussetzung für das Paradies erst so spät bekannt - vor allem unter Anbetracht der Tatsache, dass Jesus (Friede sei auf ihm) Gott selbst sein soll. Da Gott ewig ist, ohne Anfang und ohne Ende, muss er schon zu Anbeginn der Zeiten von der Wichtigkeit des Opfertodes gewusst haben.
Was ist mit einem Baby, wenn es stirbt? Es wird mit der Erbsünde geboren und stirbt kurz nach seiner Geburt. Gemäß der Synode von Karthago aus dem Jahre 405 n. Chr. wird dieses Baby in der Hölle landen, denn es wurde nicht getauft.
Auch die katholische Meinung bestätigt dies. In christlichen Krankenhäusern werden für Babys so genannte Nottaufen durchgeführt, wenn sie nicht überlebensfähig sind. Ohne Nottaufe ist das Kind unwiederbringlich der Hölle bestimmt.
Was ist mit jemandem, der weitab der christlichen Gemeinden lebt? Jemand, der nie von Jesus (Friede sei auf ihm) gehört hat und somit nicht an den Opfertod glauben kann? Auch dieser wird nach Meinung der Kirchen in die Hölle gehen.
Aber muss nicht so ein elementar wichtiges Wissen jederzeit und überall erreichbar sein?
Muss die wahre Religion Gottes nicht jedem uneingeschränkt zur Verfügung stehen?
Ist das System ansonsten nicht ungerecht?
Im Islam hingegen erhält jeder aufrichtige Gläubige seinen Lohn; jedem ist der Weg in das Paradies offen, wenn er nur dem Weg Gottes folgt.
Auch diejenigen, die vor der Verkündung des Islams gelebt haben, können, sofern sie an die vorangegangenen Propheten glaubten und dadurch dem Weg Gottes folgten, in das Paradies eingehen.
Der Prophet Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm) kam nicht mit einer neuen Religion, sondern er bestätigte und bekräftigte die Urreligion aller Propheten in ihrer vollendeten Form.
„Und in jedem Volk erweckten Wir einen Gesandten (,der da predigte): "Dient Allah und meidet die Götzen." Dann waren unter ihnen einige, die Allah leitete, und es waren unter ihnen einige, die das Schicksal des Irrtums erlitten. So reist auf der Erde umher und seht, wie das Ende der Leugner war." (Qur’an Sure, 16:36)
Genau dies ist auch die Botschaft, die Jesus (Friede sei auf ihm) verkündete. Er war ein Diener des allmächtigen Gottes und predigte den reinen Monotheismus.
„Und er ging ein Stück weiter, warf sich zu Boden und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst." (Matthäus 26, 39)
„Wahrlich, die Religion bei Allah ist der Islam. Und diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde, wurden erst uneins, als das Wissen zu ihnen gekommen war aus Missgunst untereinander. Und wer die Zeichen Allahs verleugnet siehe, Allah ist schnell im Rechnen." (Qur’an Sure, 3:19)
Der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) sagte:
„Keiner hört von mir, sei er Jude oder Christ, und glaubt nicht an das, womit ich gesandt worden bin, außer das er zu den Gefährten der Hölle gehört."
Aus diesem Hadith geht deutlich hervor, dass die Voraussetzung für den Irrweg in die Hölle ist, dass der Gläubige vom Islam gehört hat, diesen aber als Religion ablehnt.
Derjenige, der aber nicht von der Botschaft Muhammads (Friede seien auf ihm) gehört hat, wird am Jüngsten Tag noch einmal geprüft und bekommt somit eine zweite Chance. Dieses System ist für jeden gerecht; es gibt niemanden, der nicht die Möglichkeit hat ins Paradies zu kommen und niemand wird ungerechtfertigt in die Hölle geschickt.
„Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken. Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist (Jesaja 53, 4): Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen." (Matthäus 8, 16-17)
Matthäus benutzt den Vers von Jesaja als Prophezeiung dafür, dass Jesus (Friede sei auf ihm) Krankheiten heilen würde – jedoch nicht als Prophezeiung für den Opfertod. Nach der Aussage von Matthäus hat Jesus (Friede sei auf ihm) also lediglich im übertragenen Sinne die Leiden und Krankheiten der Menschen auf sich genommen; vielmehr hat er geheilt.
Folgende Bibelverse entsprechen exakt der islamischen Glaubenslehre hinsichtlich des hier behandelten Themas:
„Nur, wer sündigt soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute und die Schuld lastet nur auf dem Schuldigen.
Wenn der Schuldige sich von allen Sünden, die er getan hat, abwendet, auf alle meine Gesetze achtet und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, dann wird er bestimmt am Leben bleiben und nicht sterben. Keines der Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, wird ihm angerechnet. Wegen seiner Gerechtigkeit wird er am Leben bleiben. Habe ich etwa Gefallen am Tod des Schuldigen - Spruch Gottes, des Herrn - und nicht vielmehr daran, dass er seine bösen Wege verlässt und so am Leben bleibt?
Wenn jedoch ein Gerechter sein rechtschaffenes Leben aufgibt, wenn er Unrecht tut und all die Gräueltaten begeht, die auch der Böse verübt, sollte er dann etwa am Leben bleiben? Keine seiner gerechten Taten wird ihm angerechnet. Wegen seiner Treulosigkeit und wegen der Sünde, die er begangen hat, ihretwegen muss er sterben." (Ezechiel 18, 20-24)
Jesus (Friede sei auf ihm) hat nicht gesündigt, warum also musste er sterben?
Der Apostel Paulus behauptet, dass nur Gott allein gerecht ist, und dass der Begriff der Gerechtigkeit auf keinen Menschen angewendet werden könne. Das ist ein klarer Widerspruch zum oben zitierten Vers, in dem sehr wohl von gerechten Menschen gesprochen wird.
Der Opfertodtheorie steht außerdem die Tatsache entgegen, dass Mose (Friede sei auf ihm) ebenfalls die Sünden anderer auf sich nehmen wollte, ihm dies jedoch verboten wurde:
„Doch jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du angelegt hast. Der Herr antwortete Mose: Nur den, der gegen mich gesündigt hat, streiche ich aus meinem Buch. Aber jetzt geh, führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe. Mein Engel wird vor dir hergehen. Am Tag aber, an dem ich Rechenschaft verlange, werde ich über ihre Sünde mit ihnen abrechnen." (Exodus 32, 32-34)
Auch im nachstehenden Vers findet der Opfertod keine Erwähnung, sondern lediglich die Taten der Menschen sind ausschlaggebend für ihre Erlösung:
„Und der [wahre] Gott bekam ihre Werke zu sehen, dass sie von ihrem schlechten Weg umgekehrt waren; und so empfand der [wahre] Gott Bedauern über das Unglück, das ihnen antun zu lassen er geredet hatte; und er ließ [es] nicht tun." (Jona 3, 10)
„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." (Markus Evangelium 10, 45)
An wen wird das Lösegeld gegeben? Und wer ist der Geiselnehmer?
In einer anderen Konstellation wäre der Begriff Lösegeld verkehrt.
Es gibt einige christliche Gelehrte, die diesen Vers so interpretiert haben, dass der „Geiselnehmer" der Teufel sei.
Das Judentum lehnt sowohl die Behauptung der notwendigen Erlösung wie auch die Mittlerschaft entschieden ab.
Das Neue Testament besteht aus 27 Büchern, 14 davon sind vom Apostel Paulus geschrieben worden bzw. von Personen, die eng mit ihm in Kontakt und somit unter seinem Einfluss standen. Außerdem wurden die Bücher des Neuen Testaments zum Teil im Jahre 364 n. Chr. kanonisiert. Im Zuge der Kanonisierung wurde festgelegt, was von diesem Zeitpunkt an Bestandteil der Offenbarung, also Bestandteil von „Gottes Wort", sein sollte und was nicht.